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Dr med S. Noe: Neuer Artikel über einen Bandscheibenvorfall

Rund um den Bandscheibenvorfall:
Was stimmt? Was nicht?
Die Sonderseite mit Dr. Noe im Interview

 

Wirbelsäulenerkrankungen sind in Deutschland weit verbreitet. Zwar muss nicht immer ein Bandscheibenvorfall der Grund für Rückenschmerzen sein. Dennoch: Jedes Jahr erhalten etwa 180.000 Deutsche diese Diagnose. Zum Bandscheibenvorfall kommt es, wenn die Bandscheiben der dauerhaften Belastung durch beispielsweise langes Sitzen oder schweres Heben nicht mehr länger Stand halten. Gerade weil die Symptome sowie die Ursachen eines Bandscheibenvorfalls sehr vielfältig sein können, kommen bei Betroffenen viele Fragen auf. Unser Rückenspezialist Dr. Noe beantwortet die gängigsten Fragen rund um den Bandscheibenvorfall. Er ist leitender Arzt in der WolfartKlinik.

Einen Bandscheibenvorfall erkenne ich ausschließlich an starken Rückenschmerzen. Korrekt?

Dr. Noe: Nein. Typisch für einen Bandscheibenvorfall sind zwar vor allem ausstrahlende Schmerzen und neurologische Beeinträchtigungen. Jedoch sind je nach Schweregrad und Position des Bandscheibenvorfalls unterschiedliche Symptome möglich, wie etwa stechende oder brennende Schmerzen, ein Kribbelgefühl in Armen oder Beinen sowie gegebenenfalls auch Lähmungserscheinungen und Taubheitsgefühle. Entscheidend ist die Position des Vorfalls: Denn je nach Abschnitt der Wirbelsäule werden unterschiedliche Nerven eingeengt. Durch das Ausstrahlen der Schmerzen bemerken Betroffene die Beeinträchtigungen in der Regel nicht nur in einer Region, sondern in verschiedenen Bereichen des Körpers. Deshalb mein grundsätzlicher Rat: Wer entsprechende Beschwerden bei sich wahrnimmt, sollte sich unbedingt an einen Facharzt wenden.

Frauen erleiden häufiger einen Bandscheibenvorfall als Männer. Stimmt das?

Dr. Noe: Ja. Frauen erleiden statistisch gesehen häufiger einen Bandscheibenvorfall als Männer. Ein Grund dafür ist das schwächere Bindegewebe. Daneben gibt es ganz grundsätzlich noch weitere Risikofaktoren für die Entstehung: So wird zum Beispiel durch langes Sitzen die Wirbelsäule einseitig belastet und der Stoffwechsel in den Bandscheiben nicht ausreichend angeregt. Deshalb sind BüroarbeiterInnen besonders anfällig für Bandscheibenvorfälle. Auch wichtig zur Vermeidung eines Bandscheibenvorfalls: Darauf achten, die Wirbelsäule beim Heben und Tragen nicht zu überlasten! Zwar können wir das Gewicht einer Last nicht beeinflussen. Aber wir können Körperhaltungen vermeiden, die die Wirbelsäule unnötig beanspruchen. Die wichtigste Regel lautet: Heben oder Tragen von Lasten nicht mit gekrümmtem, nach vorn gebeugtem Oberkörper oder mit Hohlkreuz. Stattdessen empfehle ich, den Rücken möglichst gerade zu halten und das Gewicht sehr nahe am Körper zu tragen. Als Faustregel gilt: Bei Frauen über 45 Jahren, die häufig Lasten heben und tragen, liegt der maximale Grenzwert bei 10 Kilogramm, bei Männern bei 25 Kilogramm.

Bandscheibenvorfälle treten nur im fortgeschrittenen Alter auf. Richtig?

Dr. Noe: Nicht unbedingt. Es stimmt, dass ein Bandscheibenvorfall in vielen Fällen das Ergebnis eines jahrelangen, altersbedingten Verschleißes der Bandscheibe ist. Denn die Bandscheibe altert mit zunehmendem Alter ebenfalls. Das bedeutet: Sie verliert an Elastizität und kann somit Wasser schlechter speichern. Die Folge ist ein erhöhtes Risiko für einen Riss im Faserring der Bandscheibe und damit für einen Bandscheibenvorfall. Aber daneben gibt es auch viele weitere Ursachen, die bei der Entstehung eines Bandscheibenvorfalls – in jedem Alter – eine Rolle spielen können. Dazu gehören etwa eine dauerhaft falsche Sitzhaltung, eine untrainierte Rücken- und Bauchmuskulatur, falsche Ernährung und Übergewicht, falsches Heben, Rauchen, Wirbelsäulenveränderungen und genetische Faktoren. Statistisch gesehen erleiden PatientInnen zwischen 35 und 55 Jahren am häufigsten einen Bandscheibenvorfall.

Meist helfen konservative Methoden besser als eine OP. Was ist dran?

Dr. Noe: Das kommt immer auf den individuellen Einzelfall an. Was man sicherlich festhalten kann, ist: Lange nicht jeder Bandscheibenvorfall muss operiert werden und nicht jeder Verschleiß ist behandlungsbedürftig. Es gilt sogar: Bei bis zu 90 Prozent der PatientInnen bessern sich die Beschwerden mithilfe einer konservativen Therapie oder verschwinden sogar vollständig. Zu einer konservativen Therapie gehören zum Beispiel schmerzlindernde Medikamente, Infiltrationen, Wärme, Physiotherapie und spezielle Lagerungsmaßnahmen – wie etwa ein Stufenbett. Treten allerdings Symptome wie Lähmungserscheinungen oder Inkontinenz auf, ist eine Operation angezeigt. Durch einen rechtzeitigen medizinischen Eingriff lassen sich dann häufig dauerhafte Folgeschäden vermeiden. Entscheidend für die Auswahl einer geeigneten Therapie sind für mich immer die individuellen Beschwerden meiner PatientInnen und die Belastbarkeit des Rückens. Grundsätzlich empfehle ich bei einem Bandscheibenvorfall immer die eingehende Untersuchung und Beratung durch einen ausgewiesenen Spezialisten.

Bis ein Bandscheibenvorfall ausgeheilt ist, kann es Wochen bis Monate dauern. Sehen Sie dies auch so?

Dr. Noe: Ja. Oftmals geht ein Bandscheibenvorfall innerhalb von Wochen bis Monaten von selbst wieder zurück. Denn die beschädigte Bandscheibe „verkümmert“. Somit wird weniger Druck auf die Nervenwurzeln ausgeübt und Beschwerden, wie etwa Rückenschmerzen, lassen nach. Jedoch gilt: Wenn die Beschwerden länger als etwa drei Monate anhalten, ist die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Besserung gering! Außerdem wichtig zu wissen: Die Diagnose „Bandscheibenvorfall“ bedeutet für Betroffene nicht unbedingt eine wochenlange Arbeitsunfähigkeit – natürlich ist dies abhängig von den individuellen Beschwerden sowie dem jeweiligen Beruf. Nach einer Operation benötigt der Körper eine etwas längere Genesungsphase. Wie lange Betroffene jedoch nach einem operativen Eingriff krankgeschrieben werden, muss auch hier mit dem behandelnden Arzt im Einzelfall besprochen werden. Mein grundsätzlicher Tipp: Bestimmte Bewegungen beschleunigen die Heilung! Nach der akuten Phase von vier bis sechs Wochen und erfolgter Physiotherapie hat der Körper im besten Fall das ausgetretene Gewebe so weit abgebaut, dass der Rücken wieder voll belastbar ist.

Unser Angebot:

  • Bandscheibenoperationen
  • Wirbelsäulenchirurgie
  • Konservative Orthopädie
  • Interventionelle Schmerzbehandlung
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